Dieser Beitrag beschreibt nicht ein grundlegendes Thema zwischen Mann und Frau, sondern eine besondere Konstellation in einer Paarbeziehung.
Warum kann eine Beziehung mit einem Mutter-Sohn oder einer Vater-Prinzessin schwierig sein? Außer … ein Mutter-Sohn und eine Vater-Prinzessin sind ein Paar. Warum dies gut funktionieren kann, liest du am Ende des Beitrags. In meiner Paarberatung sitzen mir – neben dem physisch anwesenden Paar – häufig noch weitere Menschen gegenüber. Hinter der Frau steht ihr Vater (natürlich nicht physisch) und hinter dem Mann die eigene Mutter.
In diesem Blogbeitrag möchte ich darauf eingehen, warum es in Beziehungen zu Schwierigkeiten kommen kann, wenn das gegengeschlechtliche Elternteil eine zu intensive Beziehung bzw. einen zu starken bewussten oder unbewussten Einfluss auf deren erwachsene Tochter oder Sohn hat. Wichtig ist mir zu betonen, dass eine Beziehung mit einem »Mutter-Sohn« oder einer »Vater-Prinzessin« nicht zwingend zu Problemen in der Partnerschaft führen muss – sondern kann.
Der Blogbeitrag soll dieses Thema kritisch betrachten und mögliche Herausforderungen damit beschreiben.
Mutter-Sohn oder Vaters-Prinzessin und deren Einfluss auf Beziehungen
Anhand von zwei Beispielen zeige ich auf, was bei einer zu engen Bindung einer Frau an ihren Vater oder eines Mannes an seine Mutter geschehen kann. Mit einer zu engen Bindung ist nicht gemeint, dass sich Kinder und Eltern gut verstehen, sich unterstützen und gemeinsam etwas erleben. Sondern, dass sie unter anderem einen sehr großen Einfluss auf das Leben und Entscheidungen nehmen, welcher nicht einer »gesunden« Eltern-Kind-Beziehung entspricht. Wenn das Kind schon selbst erwachsen ist.
Vaters-Prinzessin: »Meine Partnerin hat noch einen anderen Partner – aber weiß es nicht«
Was passiert, wenn eine Partnerin auch noch im Erwachsenenalter die Prinzessin ihres Vaters ist? Sie hat schon einen Mann in ihrem Leben, einen Mann, der für sie auf Platz 1 steht. »Papa ist immer besser« – da kann es für den aktuellen Partner fast unmöglich ran zukommen. Er hat nahezu keine Chance so gut wie der Vater seiner Partnerin zu sein.
Er wird – auch wenn sie es nicht bewusst wahrnimmt – immer in Konkurrenz zu ihrem Vater stehen und diese unbewussten Vergleich nur schwer gewinnen können. Als Folge kann es passieren, dass der Partner in ihren immer ungenügend ist.
Hallo Papi, kannst du morgen vorbeikommen und die Kommode aufzubauen … Du weißt ja, Paul hat zwei linke Hände. (sagt als Beispiel die verheiratete Pia zu ihrem Vater, obwohl ihr Ehemann Paul geübter Hobbyhandwerker ist)
Dazu kann noch Folgendes kommen: Dadurch, dass die Partnerin mit Papa schon einen »Partner« hat, wird sie – alles natürlich vollständig unbewusst – ihm »untreu«, sobald sie einen anderen Mann, also ihren Partner in ihrem Leben hat. Als Folge dieser «Untreue« kann es soweit kommen, dass sich ihre Partnerin von Ihnen trennt, da sie unbewusste Schuldgefühle hat. Vaters Prinzessinnen haben daher oft kurze und wechselnde Partnerschaften – oder nörgeln ständig an ihrem Partner herum.
Mutter-Sohn: »Mein Partner hat noch eine andere Partnerin – und weiß es auch nicht.«
Die oben genannten Aussagen lassen sich nahezu 1 zu 1 umdrehen: Wenn der erwachsene Mann ein »Muttersohn« ist. Dann wird es für seine Partnerin schwer eine Partnerin auf Augenhöhe zu sein und eine gesunde Beziehung zu führen. Seine Partnerin wird »Mutti« nie das Wasser reichen können und höchstens die zweite Geige in seinem Leben spielen. Sie wir ihn nie zufrieden stellen können, egal wie sehr sie sich bemüht oder welche tolle Partnerin sie ist. Die gesamte Systematik und Problematik spielt sich bei ihm auch unbewusst ab und ist daher schwer als Konfliktursache identifizierbar.
Ja Mama, tut mir Leid, dass ich dich gestern nicht wie sonst immer um 18 Uhr angerufen habe, kommt nicht mehr vor … (sagt als Beispiel der 37-Jährige verheiratetet Paul zu seiner Mutter)
Was tun? Ideen zur Lösung dieser Beziehungskonstellation
Wo es Herausforderungen in Paarbeziehungen gibt, gibt es auch Lösungen. Daher ein Tipp, bevor du eine Beziehung mit »Söhnchen« oder »Prinzessin« eingehst: Wenn du eine Frau oder einen Mann kennenlernst, finde heraus, wie sie bzw. er zu dem gegengeschlechtlichen Elternteil steht. Wenn dir hier extreme Abhängigkeiten oder Idealisierungen auffallen und das Elternteil unnatürlich vergöttert wird, solltest du das gut für dich prüfen.
Wenn du mit einem solchen Partner schon zusammen bist und ihr eine unglückliche Beziehung führt, könnte eine Paarberatung eine Lösung sein. Denn: Du kannst zwar deinen Partner darauf aufmerksam machen, doch solange er sich nicht emotional von dem entsprechenden Elternteil löst, wird sich wenig verändern können. Deren Eltern-Kind-Beziehung besteht schon seit Jahrzehnten und ist wichtiger und fester Bestandteil und erfüllt einen bestimmten Zweck. Bei einer starken Ausprägung könnte eine neutrale Begleitung in Form einer Paartherapie hilfreich sein, um eine solche ungesunde Eltern-Kind-Beziehung zu verwandeln.
Das Traumpaar? Mutter-Söhnchen und Vaters-Prinzesschen
Beide zusammen können ein Traumpaar abgeben. Beide spielen für den anderen – unbewusst – in vielen Bereichen die Nummer 2, haben einen anderen wichtigeren Ansprechpartner in ihrem Leben und so kommt keiner der beiden Partner kurz. Das kann funktionieren, wenn sie dem anderen seine vermeintlichen Unzulänglichkeiten nicht ständig aufzeigen.
Hallo,
Ich fand ihren Artikel sehr interessant. Wie ist das aber wenn man einen Mann kennen und lieben gelernt hat, der die Verantwortung für seinen Vater übernommen hat als die Mutter ( mittlerweile schon seit über fünf Jahre verschieden), gestorben ist. Wenn der Vater sich nur noch auf seinen Sohn verlässt? Hat man als Frau überhaupt eine Chance mit dem Partner eine eigene Partnerschaft zu führen.