Affären und Fremdgehen sind leider keine Seltenheit. Doch was passiert mit Menschen, die über einen langen Zeitraum von ihrem Partner betrogen und emotional missbraucht wurden? Was sind die Folge davon und wie kann man nach einer jahrelangen Affäre des Partners Frieden finden?
Ich durfte mit H. ein Interview führen, in welchem sie uns alle an ihre Erfahrung teilhaben lässt. Einer schmerzhaften Erfahrung, welche sie jedoch überwunden hat. Wie ihr das gelungen ist, erfährst du ebenfalls in diesem Interview zum Thema Affären und Seitensprünge.
»Mein Partner hatte Affären und betrieb Missbrauch« – ein authentischer Erfahrungsbericht
Vorweg möchte ich sagen, dass ich während meines Verarbeitungsprozesses auf deine Seite gestoßen bin. Ich halte es für sehr wertvoll, dass du in deinen Newslettern Probleme und Themen ansprichst, die zum Nachdenken animieren und eine Hilfe für Betroffene sein können! DANKE!
Ich erzähle hier meine Erfahrungen, die ich in einer 8-jährigen Beziehung gemacht habe und die ich vor Jahren verlassen habe.
Das Kennenlernen
Ich lernte meinen Ex-Partner und seine Partnerin während einer Gruppenreise kennen. Er fiel mir auf, weil er sympathisch und humorvoll wirkte. Die Gespräche mit ihm waren inspirierend und spannend. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Er erzählte mir, mit seiner Partnerin eine Weltreise geplant zu haben. Wow, das begeisterte mich, weil eine Weltreise ein Traum von mir war.
Nach diesem Urlaub blieben wir in Kontakt, hatten sehr intensive Gespräche und er besuchte mich auch mal.
Laut seinen Aussagen ging es ihm immer schlechter in seiner Beziehung. Dann trennte er sich oder sie von ihm, ich weiß nicht was wirklich stimmt. Er schrieb mir fast täglich, wie schlimm das alles für ihn sei.
Der Beginn der Beziehung
Eines Tages bekam ich von ihm eine SMS, dass er mich am liebsten auf der Stelle sehen möchte. Da war es um mich geschehen, ich war verliebt. Wir kamen schnell zusammen, führten eine Fernbeziehung und es war ein tolles erstes Jahr. Zu dem Zeitpunkt erschien mir nichts als ungewöhnlich, obwohl ich wusste, dass er meiner Vorgängerin mehrere Monate fremdgegangen war.
Ich lernte sogar seine Affäre kennen. Mit meiner Vor-Vorgängerin kam das wohl auch vor, aber so wie er es erzählte, klang es bei ihr nicht nach „Fremdgehen“.
So vertraute ich ihm, dass es bei uns nicht passieren würde, weil sich das Zusammensein super anfühlte und er jemand war, bei dem alles passte.
Ich konnte es beruflich einrichten, dass ich mindestens für ein Jahr freibekam, um mit ihm auf eine Weltreise zu gehen. Ich löste meine Wohnung auf und fühlte mich wie im siebten Himmel. Es war fantastisch.
Eine böse Überraschung während der Reise
Nach ca. 5 Monaten der gemeinsamen Reise kam dann die eiskalte Ernüchterung. Wir hatten damals ein gemeinsames Handy. Auf diesem Handy nahm ich ein Gespräch an, in dem eine Frau ihn sprechen wollte. Er war aber gerade nicht anwesend und so bat ich sie (ahnungslos) nochmals anzurufen.
Es dauerte aber nur wenige Sekunden und sie rief erneut an. Sie wollte wissen, ob ich mit ihm reise und ob ich seine Freundin wäre. Ich dachte, ich höre nicht richtig und fragte natürlich nach, wer sie war.
Die erste Affäre
Was sie mir dann erzählte, zog mir jeglichen Boden unter den Füßen weg. Sie (ich nenne sie mal Joline) glaubte, er wäre alleine auf dieser Reise. Sie hatten sich vor der Weltreise in Hotels getroffen und er hatte ihr versprochen, nach der Reise mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Mir hatte er immer erzählt, einen Freund besucht zu haben oder auf Geschäftsreise gewesen zu sein, was ich nie angezweifelt hatte.
Es war ein riesengroßer Schock! Er hatte meine Existenz einfach verschwiegen und uns beide massiv belogen. Wut, Hass, Trauer und alle erdenklichen Gefühle mischten sich. Im ersten Moment wusste ich auch gar nicht, wie ich regieren sollte. Seinen Rucksack aus dem Auto schmeißen und einfach wegfahren? Wohin? Nein, so skrupellos wollte ich nicht sein und hatte auch keine Idee, wie es dann für mich weitergehen könnte. Es lagen noch Monate der Reise vor uns, alle Flüge waren gebucht, zu Hause keine Wohnung mehr. Puh … Außerdem sollte er mir Rede und Antwort stehen!
Wie konnte er mir das bloß antun?
Als wir wieder gemeinsam im Auto saßen, verrieten seine Blicke, dass er über das Telefonat mit Joline informiert war. Aber wir beide schwiegen dazu. Mir ratterten tausende Gedanken durch den Kopf und Situationen, auch völlig undurchschaubare, die ich mit ihm auf der Reise bis dahin erlebt hatte.
Ich war wohl einige Male kurz davor gewesen, sein Geheimnis zu entdecken und hatte Bekanntschaft mit einer mir völlig fremden Verhaltensweise von ihm gemacht, die ich nicht deuten konnte und die mich verblüfft hatte. Es musste erstmal alles sacken und einen Wutausbruch wollte ich vermeiden.
Seine Beichte
Erst am nächsten Tag suchte ich das Gespräch, was er gelassen abgewartet hatte. Er gab dann zu, nicht immer ehrlich zu mir zu sein und begann zu erzählen. Es deckte sich mit Jolines Erzählungen. Ich war fassungslos!
Nun wusste ich auch, warum er mal für ein paar Tage ohne Erklärung verschwunden war und sich anschließend wieder bei mir eingeschleimt hatte, um mit mir weiter zu reisen. Er tat es damals als Reisekoller ab (was ich ihm abkaufte), in Wahrheit hatte er geplant sich mit Joline zu treffen, die aber doch nicht kommen konnte.
Während der Reise verstarb sein Vater und er flog alleine zur Beerdigung. Er wollte partout nicht, dass ich mitkomme und hatte mich überredet so lange alleine weiterzureisen.
Es war für ihn eine hervorragende Gelegenheit Joline zu treffen. Für mich ist es heute noch eine grenzenlose Skrupellosigkeit!
Für ihn schien das aber gar nicht so zu sein. Seine Reaktion war eher so, als hätte er beim Kartenspielen geschummelt und war aufgeflogen. Für ihn wäre es sogar Fürsorge gewesen, trotz Joline, in die er angeblich so verliebt gewesen wäre, mit mir auf diese Reise gegangen zu sein. Im Grunde war er ja der Leidtragende, so glaubte er. Reue oder ein schlechtes Gewissen verspürte ich bei ihm nicht wirklich.
Joline hatte, soviel ich weiß, den Kontakt zu ihm direkt abgebrochen.
Mein Verzeihen
Wir fuhren aber zusammen weiter und es folgten viele Gespräche. Irgendwann beteuerte er, dass er so etwas wie mit Joline nie wieder machen würde. Er wollte mit mir zusammenbleiben und auch nach der Reise mit mir zusammenwohnen.
Ich verzieh’ ihm die Geschichte mit Joline, obwohl mir einige Monate nicht klar war, ob ich mit ihm zusammenbleiben wollte oder könnte. Das Reisen an sich passte aus meiner Sicht sehr gut zusammen und nachdem nun die Fakten über Joline auf dem Tisch gelegen hatten, folgten auch (erstmal) keine verdächtigen oder respektlosen Verhaltensweisen mehr. So dachte ich damals, jeder macht mal einen Fehler, man kann daraus lernen und das wird schon werden. Wenn so etwas bei anderen klappt, warum sollte dies nicht bei uns auch so sein? Ich trug die Hoffnung in mir, dass es wieder so schön wie zu Beginn wird.
Es gibt allerdings einen Satz, der sich regelrecht in mein Gehirn gebrannt hatte:
„Beweise mir, dass du besser bist als sie (Joline)!“
Heute dreht sich bei mir der Magen um, aber damals bin ich tatsächlich darauf hereingefallen. Er hatte mich an der Angel. Ich befand mich in einem ganz gefährlichen bzw. toxischen Fahrwasser, was ich damals aber nicht realisierte. Trotz dieser üblen Geschichte liebte ich ihn immer noch.
Eine neue Chance?
Nach der Reise waren wir erstmal bei Freunden von ihm untergebracht. Er bereitete mir einen zauberhaften Abend, ich fühlte mich wie auf Rosen gebettet. Er beteuerte mir abermals, dass er mit mir zusammenleben möchte und zog mit an meinen alten Wohnort. Das fühlte sich sehr gut an und so gab ich uns eine Chance.
Zwei Jahre später zogen wir gemeinsam dorthin, wo wir ursprünglich direkt nach der Reise hinziehen wollten.
Das vermeintliche Traumpaar
Für einige Außenstehende wirkten wir wie ein Traumpaar und vieles passte auch gut zusammen, aber innerlich war alles marode. Ich ließ ihm viele Freiheiten, aber richtig glücklich wurde ich nicht mehr. Denn in den Jahren nach der Weltreise wurde sein Verhalten doch wieder egoistischer und respektloser.
Wir planten zwar noch einiges zusammen, aber die Beziehung gestaltete sich immer mehr wie Zuckerbrot und Peitsche. Ich erinnere mich, dass ich mit Tränen in den Augen vorm Spiegel stand und mich fragte:
„Was mache ich hier eigentlich? Mit was für einem Mann bin ich zusammen?“
Ich hatte ihn in einigen Situationen erlebt, wie er sich gegenüber anderen verhielt. Sein Verhalten war respektlos und aus meiner Sicht sogar ausbeuterisch.
Sein Verhalten
Selbst langjährige Freundschaften wurden beendet, wenn er kritisiert wurde und er überhaupt nicht einsah, dass er sich schlichtweg falsch oder grenzüberschreitend verhalten hatte. Gespräche, die ich mit ihm führte, endeten oft im Streit. Ich hatte immer mehr das Gefühl, gegen eine Wand zu reden. Er war hochgradig stur und uneinsichtig. Nach einer Auseinandersetzung sagte er mal zu mir:
„Bist du wieder lieb?“
Hallo, ich bin doch nicht sein kleines Kind! Es wurde zusehens suspekter und äußerst befremdlich.
Flirt mit anderen Frauen
In all den Jahren waren auch immer irgendwelche Frauen im Spiel. So gingen wir eines Abends aus und er flirtete vor meinen Augen mit einer Frau, die ich auch kennengelernt hatte. Es war so unangenehm für mich, dass ich ging, während er munter weiter mit ihr den Abend verbrachte. Als ich ihn am nächsten Tag darauf ansprach, war seine Antwort:
„Wenn ich meinen Spaß haben will, habe ich keinen Bock mich um dich zu kümmern!“
Vielleicht hätte ich ihn sofort vor die Tür setzten sollen, aber ich war eben nicht so rigoros und viel zu weichherzig oder naiv, was er hervorragend auszunutzen wusste.
Aber meine Trennungsgedanken klopften immer lauter bei mir an: „H., lass dir das nicht gefallen!“ Es vergingen weitere 3 Monate in einem Gefühlschaos und eines Tages nutzte ich die Gelegenheit in sein Handy zu schauen, was ich all die Jahre nie gemacht hatte. Dort las ich, wie er einer Frau geschrieben hatte, dass er sich in seiner Beziehung einsam fühle und einen Hausdrachen hätte. Ich traute meinen Augen nicht, sagte aber erstmal nichts. Meine Gedanken schlugen Kapriolen!
Die innere Zerrissenheit
Kurz darauf flog er für zwei Wochen auf eine Geschäftsreise, die er mit einem Urlaub verband. Ich flog aus beruflichen Gründen nicht mit, was mir diesmal ganz recht war! Ich musste dringend eine Entscheidung treffen und dafür war es sehr gut mal alleine zu sein. Mir wurde klar, dass sich etwas gravierend ändern muss, so konnte es nicht weiter gehen. Aber wie sollte es weitergehen oder sollte es überhaupt? Ich war innerlich so zerrissen!
Nach seinem Urlaub war die Situation unerträglich. Sogar Türen flogen zu und er verschwand, wenn er etwas machen wollte, was mir nicht gefiel. Es folgte tagelanges Schweigen, wir kommunizierten schriftlich und schliefen in getrennten Betten. Ich war nur noch ein lästiges Beiwerk für ihn, anders kann ich das nicht beschreiben.
Die Trennung
Ich holte mir Hilfe bei einer ihm nahestehenden dritten Person, indem ich ihr zeigte, was er mir schrieb. Diese Person sagte mir, dort steht nur:
„Leck mich am Arsch!“
Dadurch war ich endlich in der Lage, diese Beziehung zu beenden! Er war interessanterweise sofort einverstanden und sagte:
„Es ändert sich ja eh nichts!“
An dem Trennungsabend wollte er auch gar nicht mehr mit mir reden. Er wollte nur wissen, wie wir die gemeinsame Wohnung auflösen und schlief ab sofort in der Wohnung einer gemeinsamen Bekannten. So war zumindest die Version, die er mir präsentierte.
Ich wollte mich wenigstens noch einigermaßen friedlich trennen und schlug ihm eine Beratung vor, der er erstaunlicherweise zustimmte. Dort spielte er aber den netten Mann, es war nur noch ein abgekartetes Schauspiel, wie es sich bald herausstellte.
Nachdem er nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung schlief, wollte er auch ab sofort keine Miete mehr bezahlen, eine Kündigungsfrist interessierte ihn nicht. Ich bat damals einen Anwalt, den wir beide kannten, um Hilfe. Er meinte zwar, dass er zahlen müsse, wollte mich aber nicht vertreten, er hätte einen Gewissenskonflikt.
Die Nächste
Wenig später wurde ich informiert, dass er sich bereits bei seiner „Neuen“ eingenistet hatte. Ich stellte ihn zur Rede, aber er hatte mir gegenüber erstmal geleugnet, diese Frau schon vor der Trennung gekannt zu haben. Die Beweislage war jedoch offensichtlich und so gab er es dann doch zähneknirschend zu.
Er sagte, er hätte Hilfe gebraucht und irgendwo hingemusst. Ach so, nun war er auch noch das arme Opfer? Offiziell war er in der Wohnung einer gemeinsamen Bekannten untergebracht. Das war nur ein Alibi, damit er gut vor mir und für Außenstehende dastand. Mir warf er vor die Füße, ob ich etwa Angst vor Veränderung und vor dem Alleinsein hätte!
Es war einfach nur abstoßend!
Das »normale« Affären-Muster
Es erinnerte mich an die Situation, wie ich ihn kennengelernt hatte. Es passierte alles nach dem gleichen Muster. Ich war zu einer Hexe mutiert und die Neue war seine Seelentrösterin und Retterin. Nach der Trennung begannen massive Abwertungen meiner Person. Er behauptete:
„Ihn geliebt zu haben, wäre lächerlich, ich hätte nicht in die Beziehung investiert, hätte nur davon profitiert, mit ihm zusammen gewesen zu sein, meine Nachfolgerin hätte wenigstens ein Herz, was ich verloren hätte …!“
Ein Drama-Dreieck vom Feinsten. Ich wurde rigoros durch die Neue ersetzt und eiskalt wie Dreck entsorgt. Er meinte ganz abgebrüht:
„Wir wären mit unterschiedlichen Vorstellungen ins Rennen gegangen.“
Wie muss man ticken, um eine Beziehung als Rennen zu bezeichnen? Ich kam mir vor wie ein Pferdchen, das den Wettkampf verloren hatte. Es war so entwürdigend!
Die ganze Wahrheit
Im ersten Jahr nach der Trennung kamen noch so einige andere Geschichten ans Tageslicht. So erfuhr ich von einer Affäre. Diese Frau wurde mir von meinem Ex als Freundin vorgestellt, sie war sogar zu Besuch bei uns und ich hatte mich mit ihr angefreundet. Als sie ihn kennenlernte, wären wir angeblich getrennt gewesen und später wieder zusammengekommen.
Ein Freund von ihm sagte mir nach der Trennung, dass er immer behauptet hatte, mich geliebt zu haben, auch wenn er mit anderen Frauen geschlafen hat. Jemand anderes meinte, die Sache mit Joline, wäre ja nur der Reiz des Verbotenen gewesen, Männer wären halt Jäger. Ein anderer dachte, wir hätten eine offene Beziehung. Wie bitte?
Das manipulierte Umfeld
Schon raffiniert, wie er so manches durch die Unwahrheit einfädelte und dadurch seine Freunde manipulierte. Wie viele Affären oder Seitensprünge er tatsächlich hatte, wollte ich gar nicht mehr wissen. Er selbst sagte:
„Ich wäre dir immer fremdgegangen, damit mir andere Frauen zeigen, dass ich es wert bin!“
Damit er sein Ego bauchpinseln konnte, hatte er immer gelogen. Auch über mich. So sollte ich z.B. während der Beerdigung seines Vaters einen Lover gehabt haben und deswegen nicht mitgekommen sein. Widerlich! Seine Familie glaubte das jahrelang! Das ist „Partnerschaftsmobbing“. Kein Wunder, dass mir später aus seinem Umfeld niemand mehr glaubte. Ich wurde in den ganzen Jahren nie gefragt, ob das alles stimmt und ich hatte auch nicht die leiseste Ahnung, was da hinter meinem Rücken vor sich ging.
Alles sprengte nun meine Vorstellungskraft! Die Verlogenheit und Skrupellosigkeit dieses Menschen war unfassbar, aber unterm Strich leider vorhersehbar und irgendwann wunderte mich gar nichts mehr.
Die Folgen von den Affären
Bis ich wirklich alles begriff, hatte ich schlaflose Nächte und Albträume hinter mir. Ich hatte auch mein Lachen komplett verloren und nichts und niemand konnte mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ich hatte keinen Spaß mehr, egal was ich unternahm. Meine Gesundheit hatte darunter gelitten, körperliche Beschwerden kamen auf. Wo ich die Power hergeholt habe, um trotzdem noch zu arbeiten, das ist mir heute noch ein Rätsel.
Zu meiner Nachfolgerin hatte ich versucht, Kontakt aufzunehmen, aber sie hat mir nie geantwortet. Mein Ex teilte mir schriftlich mit:
„Sie würde wissen, wie schräg ich wäre und hätte kein Interesse sich mit mir zu unterhalten.“
Der Druck per Anwalt
Er schrieb mir sogar „klare Verhaltensanweisungen für dich“ (seine Wortwahl) und drohte mir Stalking zu unterstellen. Er amüsierte sich: „Was wird man wohl mit einer vorbestraften Beamtin machen?“, und prompt folgten die ersten Anwaltsbriefe, ausgerechnet von dem Anwalt, der für mich kein Mandat übernehmen wollte. Anscheinend hatte er keinen Gewissenskonflikt, mir Briefe zu schreiben, die unter die Gürtellinie gingen. Da habe ich wirklich an seiner Funktion als Anwalt gezweifelt. Eines Tages erhielt ich sogar eine Unterlassungsklage. Mir sollte der Kontakt zu seinen Freunden und Familie (wir alle kannten uns schon Jahre!) verboten werden. Letztendlich ging es meinem Ex darum, mich mundtot zu machen. Das kristallisierte sich immer mehr heraus.
Emotionaler Missbrauch und Narzissmus
Hinter dieser ganzen Fremdgeherei steckte eindeutiger emotionaler Missbrauch und mit Liebe seinerseits hatte dies alles nichts zu tun, von Anfang an nicht. Ich bekam durch eine Bekannte den Hinweis, mich mit Narzissmus zu befassen. Daraufhin reflektierte ich die Beziehung tiefgründig, recherchierte im Internet, besorgte mir psychologische Fachbücher zu diesem Thema, ging in Therapie, besuchte Webinare und Coachings und tauschte mich mit anderen Betroffenen aus. Langsam setzten sich alle Puzzleteile zusammen und mir wurde vieles erst im Nachhinein richtig bewusst, was mir widerfahren war. Gott sei Dank hatten wir keine Kinder und waren nicht verheiratet.
Da wir noch gemeinsame Immobilien aufzulösen hatten, bestand noch zwei Jahre nach der Trennung Kontakt. Es war ein Machtkampf sondergleichen. Dabei sind Dinge passiert, das kann man sich nicht vorstellen. Dank meines inzwischen erworbenen Wissens, konnte ich erkennen, dass es sich bei seinen böswilligen Unterstellungen um hochgradige Projektionen handelte, die mich zerstören sollten. Jegliche Kommunikation artete in Psychoterror aus.
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Körperliche Gewalt
Der Höhepunkte geschah ca. ein Jahr nach der Trennung! Bei mir lag noch etwas von ihm, was er unbedingt auf der Stelle benötigte. Nach einigem Hin und Her, kam er persönlich, um es sich abzuholen. Ich ließ ihn sogar kurz in meine neue Wohnung. Bei den wenigen Sätzen, die wir wechselten, machte ich ihm den Vorwurf, dass er schuld an der ganzen Misere sei.
Er bekam einen Wutanfall, presste mich gegen die Wand und würgte mich. Ich schrie um Hilfe und Nachbarn kamen. Ich war an dem Abend so geschockt, dass ich nicht mehr handlungsfähig war. Am nächsten Tag suchte ich die Polizei auf, aber die schickte mich einfach wieder weg. Auch mein Anwalt konnte mir nicht helfen, weil zum Zeitpunkt des Geschehens keine Zeugen anwesend waren. Extreme Hilflosigkeit machte sich in mir breit. Und was machte er? Wie sollte es anders sein, er verdrehte kurzerhand die Tatsachen gegenüber seinen Freunden, beschimpfte mich als wahrnehmungsgestört, unzurechnungsfähig, moralisch verwerflich. Und wieder folgte ein Anwaltsbrief, in dem er Gewaltschutz vor mir wollte, was ich unterschreiben sollte. Niemals!
Ich erzählte Freunden von ihm über seinen körperlichen Angriff, aber die wollten mir nicht glauben. Mein Ex hatte sich sogar darüber amüsiert: „Wer wird dir schon glauben!“ So wurde ich nun von seinen Freunden angegriffen:
„So einen Scheiß will ich von dir nicht hören. Du erzählst nur Bullshit, lies mal Hitler mein Kampf …!“ etc.
Die Täter-Opfer-Umkehr!
Die perfekte Täter-Opfer-Umkehr! Er versuchte mir eine Straftat in die Schuhe zu schieben und das ist kriminell! Leider konnte ich es nicht beweisen und so ist er straffrei davongekommen. Das hatte sehr an mir genagt. Obwohl ich weiß, warum mein Ex so ist wie er ist, verziehen habe ich ihm bis heute nicht, ist für mein Seelenheil und Frieden auch nicht notwendig.
Mein Ex glaubt von sich, dass bei ihm gar nichts schiefläuft. Mir wollte er regelrecht einhämmern, dass das Scheitern der Beziehung an mir gelegen hätte, aber das ist ihm nicht gelungen. Ich arbeitete an meinen Glaubenssätzen, beschäftigte mich mit meinem Unterbewusstsein und konnte im Laufe der Zeit verstehen, warum ich nicht viel früher die Reißleine gezogen hatte. Ich war extrem durch die perverse Kommunikation von ihm manipuliert, konnte Warnsignale nicht erkennen und war jahrelang in dem sogenannten „Boling-Frog-Syndrom“ gefangen.
Meine Heilung
Ich bin drei Jahre nach der Trennung noch einmal alleine auf eine Weltreise gegangen, um mir selbst zu verzeihen. Ich habe bewusst einen Teil der damals besuchten Orte aufgesucht, um diese mit neuen Erfahrungen zu überlagern. Es war traumhaft schön, was ich Tolles erleben durfte. Es war auch eine Zeit, um mir klar zu werden, wo ich in Zukunft wohnen wollte.
Beruflich bin ich örtlich kurzfristig nicht flexibel. Der emotionale Abstand machte es mir möglich, in dieser schönen Gegend zu bleiben. Er lebt da zwar auch noch irgendwo, aber zufällige Begegnungen gab es seit einigen Jahren nicht.
Ich entsorgte auch ganz viel, was mich an ihn erinnerte. Ich musste auch Menschen loslassen, die mir nicht glaubten und die ich auch nicht überzeugen konnte. Für mich war es nicht mehr möglich, mit Menschen zu tun zu haben, die ihn als hilfsbereiten und netten Freund bezeichnen. Das beißt sich wie Katz und Maus. Einige davon waren eh sofort nach der Trennung aus meinem Leben getreten. Die Isolationstechnik meines Ex hatte bei ihnen erfolgreiche Wirkung. Das hört sich vermutlich ganz leicht an, aber das war es in den ersten zwei Jahren überhaupt nicht.
Ich war in einer neuen Umgebung und Freundschaften entwickelten sich erst gerade. Ein Großteil des Umfelds war regelrecht verseucht, sodass ich erstmal mit Einsamkeit zu kämpfen hatte. Aber nicht alle haben sich blenden lassen, Gott sei Dank. Er dauerte eine Weile, aber dann gab es doch ein paar Leute, die sein Spiel aufgrund eigener Erfahrungen erkannten. Meine sehr guten Freunde wohnten weit weg, aber sie halfen geduldig wo sie nur konnten. Dafür bin ich unendlich dankbar! Ich baute mir einen eigenen neuen Freundeskreis auf, in dem ich mich sehr wohlfühle.
Psychologische Unterstützung
„Nimm es nicht persönlich!“,
war ein Satz einer Psychologin, der sehr geholfen hatte. Ich bin einzigartig und liebenswert, so wie ich bin! Ich bereue zwar, diesem Menschen Jahre meines Lebens geschenkt zu haben, aber mir selbst deswegen Vorwürfe zu machen, wäre falsch gewesen. Ich hatte so gehandelt, wie es mir zum damaligen Zeitpunkt möglich war. Heute würde ich mit Sicherheit anders reagieren.
Als ich erfuhr, dass meine Nachfolgerin auch durch eine andere Frau ersetzt wurde und angeblich ein kaltes Herz hätte, da konnte ich innerlich nur noch schmunzeln. Leider weiß die Neue noch nicht, an was für einen Menschen sie geraten ist.
Das Einzige, was sich dadurch bestätigte war, dass sich dieser Mann nie ändern wird, es geht seit Jahrzehnten so! Da er sich selbst überhaupt nicht reflektieren kann, rein gar nichts aus seinen ganzen Erfahrungen und Fehlern gelernt hat, wird er immer wieder Menschen missbrauchen und das finde ich sehr tragisch und dramatisch! Er sagte mal:
„Ich hätte ja gerne eine langfristige Beziehung, aber mit DIR geht das nicht!“
Damit leugnet er komplett seinen Anteil am Scheitern und wird es zukünftig immer wieder tun!
Sein Lügengerüst
Sein Leben ist ein einziges Lügengerüst, das er mit aller Macht und ihm zur Verfügung stehenden Mittel aufrechterhält. Dabei geht er regelrecht über Leichen und schadet anderen. Es ist erschreckend wie er durch sein falsches Ego getrieben durchs Leben geht, kein Unrechtsbewusstsein hat, niemals mit dem Lügen aufhört und andere ins Unglück stürzt. Er belügt wirklich jeden, Freunde, Familie, Geschäftspartner, seinen Anwalt!
Aber wie erkennt man einen Lügner, wenn jemand ein perfekter Schauspieler ist? Leider wächst ja dem Lügner, wie bei Pinocchio, keine lange Nase aus dem Gesicht und das macht alles so extrem kompliziert. Etwas zuzugeben ist für solche Menschen wie ein Todesurteil, das kommt einfach nicht infrage!
Eine narzisstisch gestörte Persönlichkeit
Da ich ihn durchschaut, entlarvt und kritisiert hatte, nicht schwieg, sondern mich zur Wehr setzte, bekam ich es mit aller Wucht mit seiner narzisstisch gestörten Persönlichkeit zu tun, solch eine Erfahrung wünsche ich niemanden. Das Beziehungsmuster solcher Menschen läuft immer gleich, leider weiß man es am Anfang nicht, sondern erst dann, wenn man aus dem Kreislauf regelrecht rauskatapultiert wird oder selbst den Notausgang sucht.
Ich möchte an dieser Stelle warnen, denn nach der Trennung wird es erst so richtig demütigend und noch schlimmer als es eh schon war. Sollte man den Verdacht haben, mit einem Narzissten zusammen zu sein, dann kann ich auch nur raten, sich gut auf eine Trennung vorzubereiten und sich ausführlich über Narzissten und deren Methoden zu informieren. Ich wusste davon rein gar nichts!
Vom Schmerz zur Selbstliebe
Diese Beziehung hatte mich an den Rand der Verzweiflung geführt, Aggressionen als auch Depressionen in mir hervorgerufen, die ich vorher nicht von mir kannte. Das einzig Gute ist, dass ich dadurch regelrecht gezwungen wurde, mich mit Persönlichkeitsentwicklung zu befassen, was ich nun seit Jahren schon mache und das kann ich auch nur jedem empfehlen. Selbstliebe ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Ich bin letztendlich sehr froh, dass sich in meinem Leben viel geändert hat! Heute bin ich ausgeglichen, fühle mich wertvoll, liebenswert und habe meine Lebensfreude wieder!
Leider wissen viele überhaupt nicht, wie emotionaler oder narzisstischer Missbrauch vonstattengeht, was alles in diesem komplexen Konstrukt passiert. Es sprengt wirklich den Rahmen des Vorstellbaren, wenn man es selbst nicht erlebt hat! Aufklärung ist der einzige Weg und Opfern kann ich nur raten ihr Schweigen zu brechen und sich professionelle Hilfe zu holen.
Die Learnings
Wer mit einem Fremdgänger zu tun hat, der sollte genau hinschauen! Wenn so ein Mensch nicht bereit ist, sein Verhalten zu reflektieren und dauerhaft von Herzen zu ändern, dann ist jeglicher Versuch mit diesem Menschen eine gesunde Beziehung führen zu wollen vergebene Liebesmüh, verplemperte Zeit und verschwendetes Geld.
Ich wäre heute beim Auffliegen einer Lüge oder Affäre extrem vorsichtig und kann an dieser Stelle nur den Philosophen Platon zitieren:
„Vergib niemals einem Freund, der dich einmal betrogen hat – er wird dich wieder betrügen!“
Ich kann auch nur raten, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Wenn sich etwas nicht stimmig anfühlt, dann wird etwas im Argen sein. Nicht einfach ignorieren und hoffen, das wird schon, das ist aus meiner heutigen Sicht fatal. Und wenn der Partner oder der potenzielle Partner in vorhergehende Beziehungen schon fremd ging, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es wieder passieren wird.
Das unaufgeklärte Umfeld
Ich rate auch Mitwissern oder Freunden von Fremdgängern, sich wirklich mal Gedanken zu machen, was sie tun, wenn sie Lügen mittragen. Viele nehmen es auf die leichte Schulter, empfinden es als harmlos oder wollen sich nicht einmischen und geben so solchen Menschen die Möglichkeit ihr verlogenes Spielchen weiter zu spielen!
Wenn man Freunden von einem Narzissten sagt, dass ihr Freund ein Narzisst ist, dann muss man mit ganz viel Gegenwind rechnen, die kennen nur seine trügerische Maske. Das muss einem bewusst sein und man muss selbst sehr gefestigt sein, die Anfeindungen zu ertragen bzw. an sich abprallen zu lassen, die kommen werden! Selbst wenn der notorische Fremdgänger kein Narzisst ist, wird man bei seinen Freunden keinen Trost, keine Unterstützung und kein Verständnis ernten. Das ist meine Meinung! Da helfen wirklich nur kompetente Fachleute!
Wenige durchschauen diese Art des Missbrauchs, der mit Fremdgehen beginnen kann und einem Opfer wird in der Regel nicht geglaubt. Das muss sich ändern und ich hoffe, dass ich dazu einen Teil betragen kann. Ich bin eine von denjenigen, die jeden Punkt möglicher Formen des emotionalen Missbrauchs und der psychischen Gewalt erlebt hat. Ich kann nur hoffen, dass es zukünftig eine Gesetzesänderung geben wird, die nicht nur sexuellen, sondern auch seelischen Missbrauch strafbar macht.
Was sich anfangs anfühlte wie ein Sechser im Lotto, wurde für mich regelrecht zum Alptraum.
Zuversicht
Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und alles Gute, ein derartig schmerzhaftes Erlebnis zu überwinden und wieder Vertrauen, Liebe und eine wertschätzende (Paar-)Beziehung zu anderen Menschen aufbauen zu können!
Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, egal wie lang er ist!
Herzlichen Dank H. für deine Offenheit, uns an deiner Erfahrung teilhaben zu lassen! Schön, dass du einen Weg gefunden hast, damit umzugehen und es abzuschließen!
Vielen Dank für diesen tollen offenen Beitrag. Ich habe schon viel gelesen und meistens denke ich, daß es irgendwie wie meine Geschichte ist. Noch schlimmer ist es, wenn Kinder im Spiel sind. Jedenfalls hilft es mir auch 2 Jahre nach der Trennung (18 Jahre) immer wieder, da trotz allem es mit meinem Verstand erfasst, aber durchs Herz nicht verstanden wird.
Emotionaler Missbrauch beginnt am Anfang der Beziehung erstmal mit Love Bombing, man wird mit Liebe überschüttet und fühlt sich als die wichtigste Person in seinem Leben . Danach beginnt suptil die Kritik und Abwertung gepart mit Komplimenten wobei die Abwertung immer mehr zunimmt. Oft haben diese toxischen Partner mehrere Frauen am Start. Zum Schluß erfolgt der Discard die Entsorgung sobald der Partner wieder eine neue Frau kennenlernt und mit ihr eine Beziehung beginnt.Und dieser Zyklus wiederhohlt sich bei jedem Kennenlernen aufs Neue. Ich wünsche Dir daß Du einen Mann findest der dich mit Deinen guten Eigenschaften schätzt und Dir treu zur Seite steht.