Jeder vierte bis zweite Mensch ist in einer Partnerschaft oder Ehe schon einmal fremdgegangen. Das hat weitreichende Folgen für beide Partner und deren Beziehungen.
In diesem Beitrag stelle ich die psychologischen Gründe fürs Fremdgehen vor, worunter leiden Menschen nach einer Affäre des Partners. Weiter unten findest du noch ein gratis eBook zum Thema »Fremdgehen verzeihen«.
Die Ursachen von Fremdgehen aus der Sicht eines Psychologen
Es stellt sich die Frage, warum Menschen – Frauen wie Männer – trotz Ehe oder Partnerschaft fremdgehen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Gründe, auf welche ich in diesem Beitrag eingehen möchte. Manchmal ist es ein Hilfeschrei, manchmal wirkliches Interesse an einer dritten Person, manchmal geht es nur um Sex … Alles aus psychologischer Sicht und Erkenntnissen der aktuellen Psychologie. Es geht also um folgende Risikofaktoren, warum man fremdgeht:
- Risikofaktor 1: Sexuelle Unzufriedenheit in der Partnerschaft
- Risikofaktor 2: Allgemeine Unzufriedenheit in der Partnerschaft
- Risikofaktor 3: Erfahrungen und Vorbilder in der Kindheit
- Risikofaktor 4: Psychische Merkmale
- Risikofaktor 5: Reiz des Anderen
Ursache 1 von Untreue: Sexuelle Unzufriedenheit in der Partnerschaft
Sexuelle Unzufriedenheit in der Partnerschaft ist die häufigste Ursache für einen Seitensprung. Bei rund zwei Drittel ist einer der beiden Partner mit der Sexualität unzufrieden. Eine Studie kommt auf folgende Zahlen: demnach nannten 63% der Frauen und 55% der Männer sexuelle Motive als Grund für ihre Untreue. Andere Autoren fanden heraus, dass Frauen eher aufgrund emotionaler und Männer aufgrund sexueller Unzufriedenheit von einem Seitensprung berichteten:
Bei Frauen ist mehr das Desinteresse und die Vernachlässigung durch den eigenen Partner ausschlaggebend für einen Seitensprung und weniger die sexuelle Anziehung durch einen anderen Mann. Frauen vermissen demnach vor allem das Gefühl, als Frau begehrenswert zu sein, sowie Komplimente und Aufmerksamkeit durch ihren Partner.
Männer können, so der Autor Victor Chu, leichter als Frauen – neben der primären Beziehung eine Affäre haben, da sie Sexualität und Liebe einfacher aufspalten können. Warum das so ist, liest du in meinem Buch Männer verstehen.
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Risikofaktor 2 von Affären: Allgemeine Unzufriedenheit in der Partnerschaft
Unterschiedliche Studien zeigen, dass ein Seitensprung mit einer niedrigen Qualität der primären Partnerschaft einhergehen kann. Doch es ist nicht eine zwingende Voraussetzung von Untreue. Laut einer Studie sind rund 30% der untreuen Männer unzufrieden mit der Ehe, bei den untreuen Frauen waren es 60%. Immerhin 56% der Männer und 34% der Frauen haben ihre Ehe als zufriedenstellend bezeichnet.
In Bezug auf die partnerschaftliche Unzufriedenheit spielt ein Mangel an Vertrauen häufig eine wesentliche Rolle: Eine geringe Vertrauenswürdigkeit hat häufig zur Folge, dass der unzufriedene Partner Vergleiche mit anderen Menschen anstellt und der eigene Partner dabei immer schlechter abschneidet. So werden andere Menschen zur verlockenden Alternative zum eigenen Partner und der Weg zum Fremdgehen ist geebnet.
Studien fanden weitere problematischen Aspekte in Partnerschaften als Risikofaktoren heraus:
- Zweifel an der Partnerschaft.
- Kommunikationsprobleme.
- Enttäuschte Erwartungen an den Partner oder die Partnerschaft.
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Grund 3 von Seitensprüngen: Erfahrungen und Vorbilder in der Kindheit
Auch die Herkunftsfamilie kann ein Risikofaktor für Untreue sein. Victor Chu sieht dabei unterschiedliche Gründe, welche in der Entwicklung des Kindes zu finden sind:
Trennungen und Brüche in der Kindheit als Grundlage des Verlusts des Urvertrauens, wechselnde Bezugspersonen und damit einhergehend unklare Beziehungen oder eine zu enge Bindung zu einem Elternteil mit der Folge, dass vor zu viel Nähe Angst besteht. Untreue Eltern sind ein weiterer Faktor: Wenn Kinder, so Chu, bei ihren Eltern erlebt haben, dass diese fremdgegangen sind, kann dies zum Vorbild und zu »einer Hypothek für die nächste Generation werden«. Wie gesagt, es kann!
Ursache 4 von Untreue: Psychische Merkmale
Eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Seitensprungs haben laut psychologischen Studien Menschen, wenn folgende Begleitumstände vorliegen:
- Sexueller Missbrauch in ihrem Leben.
- Geringe Ausprägung des Selbstwertgefühls.
- Geringe Ausprägung der Persönlichkeitseigenschaften Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
- Hohe Ausprägung der Persönlichkeitseigenschaft Narzissmus.
Risikofaktor 5 von Affären: Reiz des Anderen
Einen wichtigen Grund für Seitensprünge sehen Autoren gerade in der Andersartigkeit des Affärenpartners im Vergleich zum primären Partner: der Sex, Körper und Geruch oder auch die Gespräche oder der Humor unterscheiden sich. Begehren kann man nur das, was man nicht schon hat. „Wenn die emotionale Sicherheit erreicht ist und ein Zustand der Befriedigung einkehren müsste, passiert oft das Gegenteil, und das Bedürfnis nach Abwechslung, nach Abenteuer, nach Risiko, nach Pulsbeschleunigung meldet sich” (Ulrich Clement).
Den Reiz des Neuen nannten in einer Studie rund 80% der Männer und 60% der Frauen als einen Grund ihres Seitensprungs.
Weitere Risikofaktoren von Seitensprüngen
Es gibt noch weitere Risikofaktoren, wie das Geschlecht, die Religion, das Bildungsniveau oder berufliche Reisetage – die jedoch den Umfang dieses Artikels sprengen würden. Sie sehen, es gibt unterschiedliche Gründe, warum Menschen untreu werden.
Soweit meine Gedanken und die Erkenntnisse der Wissenschaft und Psychologie zu Ursachen vom Fremdgehen.
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Quellenangaben der psychologischen Gründe von Fremdgehen
- Allen, E. S. & Rhoades, G. K. (2008). Not all affairs are created equal: Emotional involvement with an extradyadic partner. Journal of Sex & Marital Therapy, 34, 51–65.
- Atkins, D. C., Baucom, D. H., Yi, J. & Christensen, A. (2005). Infidelity in couples seeking marital therapy. Journal of Family Psychology, 19, 470–473.
- Chu, V. (2008). Von der schwierigen Kunst, treu zu sein: Warum wir betrügen, was wir lieben. München: Kösel.
- Clement, U. (2010). Wenn Liebe fremdgeht: Vom richtigen Umgang mit Affären. 5. Auflage. Berlin: Ullstein.
- Gottman, S. (2012). Die Vermessung der Liebe: Vertrauen und Betrug in Paarbeziehungen. 2. Auflage, Stuttgart: Klett-Cotta.
- Kröger, C. (2010). Sexuelle Außenkontakte und -beziehungen in heterosexuellen Partnerschaften. Ein Überblick über die Auftretenshäufigkeit, assoziierte Merkmale und Auswirkungen auf die Partner und Partnerschaft. Psychologische Rundschau, 61, 123-143.
- Schmidt, G., Matthiesen, S., Dekker, A. & Starke, K. (2006). Spätmoderne Beziehungswelten. Report über Partnerschaft und Sexualität in drei Generationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Schmitt, D. (2004). The Big Five related to risky sexual behavior across 10 world regions: Differential personality associations of sexual promiscuity and relationship infidelity. European Journal of Personality, 18, 301–319.
- Træen, B., Holmen, K. & Stigum, H. (2007). Extradyadic sexual relationships in Norway. Archives of Sexual Behavior, 36, 55e65.
- Treas, J. & Giesen, D. (2000). Sexual infidelity among married and cohabiting Americans. Journal of Marriage and the Family, 62, 48–60.
- Whisman, M. A. & Snyder, D. K. (2007). Sexual infidelity in a national survey of American women: Differences in Prevalence and Correlates as a function of method assessment. Journal of Family Psychology, 2, 147–154.
Generelle Zweifel an einer Beziehung sind in der Tat eine häufige Ursache, warum sich ein Partner emotional abwenden kann. Moralisch und fair wäre es seitens des Zweifelnden, die Beziehung von Vornherein zu beenden, um dem Partner keine falschen Illusionen zu machen. Aus verschiedenen Gründen wird dieser Schritt jedoch oftmals nicht gewagt, dafür aber eine Affäre mit einer anderen Person. Besteht der Verdacht, vom eigenen Partner betrogen zu werden, so kann man zumindest mit Hilfe professioneller Privatdetektive für Klarheit und sorgen.
kommt auch auf die Kultur an würd ich meinen
Ja, da gebe ich dir vollkommen recht Simone. Mein Beitrag bezieht sich insbesondere auf Deutschland. Bei anderen Kulturen kenne ich mich nicht gut genug aus.
Viele Grüße, Wieland
Es liegt die Vermutung nahe, dass mir meine Frau fremd geht. Handfeste Beweise habe ich nicht. Es stimmt, die Beziehung ist nicht mehr die brennenste, aber dann soll sie Schluss machen. Ich werde einen Detektiv beauftragen und eine Obersvation durchführen lassen. Wenn sich meine Vermutung bestätigt, werde ich Schluss machen.
Die Situation hat sich nicht gebessert. so viel dazu :-(
Hey Wieland,
danke für diesen toll geschriebenen und gut recherchierten Artikel. Ich glaube, dass er die wirklichen Beweggründe ziemlich genau auf den Punkt trifft und auch gut veranschaulicht.
Ich sehe auch Faktor 1 als häufigsten Faktor. Allerdings ist auch der Reiz des Anderen nicht zu unterschätzen. Etwas, für das keiner so wirklich etwas kann. Dieser Reiz ist bedingt durch die natürliche Polung unserer Sexualität einfach in uns.
Sehr ich auch so. Wirklich ein sehr guter Artikel, danke für deine Recherche und deine Mühe.
Auch die Quellenangaben und Buchempfehlungen finde ich sehr gut, wirklich gute Arbeit!
ich glaub es ist stark abhängig von der Jahreszeit und was sich eben ergeben kann und der persönlichen Befindlichkeit. Wenn man etwa zu viel Stress um die Ohren hat, geht nix. ABer wenn man entspannung sucht, dann kanns schon mal funken!
aLso ich glaub man muss unterscheiden. erstens gibts jene typen die haben einfach alles und bekommen alles ganz leicht. das gilt für Frau und Mann im gleichen Maße. dann gibts natürlich auch noch jene die untreu werden weil die Liebe nicht mehr vorhanden ist!
Ich denke irgendwie stimmt was nicht in der Beziehung was. Und das führt dann zu fremd gehen. ..
Sehr interessanter und vor allem sehr tiefgründiger Artikel in dem man sich gut hineinversetzen kann. Vor allem dachte ich beim Lesen von „Reiz des Anderen“ daran. Dies ist meines Erachtens die Hauptursache. Ich kann aber auch falsch liegen. Im übrigen toll dass ihr auch eine Literaturliste zufügt. Da kann man dann weiter recherchieren! :-)
Zunächst möchte ich arietta widersprechen. Dass ein Mann aufgrund seines „Jagdtriebes“ jede sich bietende Gelegenheit zu einer Außenbeziehung nützt, ist schlicht falsch. Ich lebe seit fünfzehn Jahren in einer (meiner zweiten) Ehe, die sich von Anfang an als offene Beziehung deklariert hat. Mit anderen Worten: ich darf, wenn ich will. Davon habe ich im genannten Zeitraum genau einmal Gebrauch gemacht. Von anderen Menschen in offenen Partnerschaften habe ich Ähnliches gehört.
Zum generellen Thema dieses Blogs „Warum gehen Menschen fremd?“ kann ich aus meiner ersten Ehe etwas beitragen. Meine Frau war meine erste Sexpartnerin, ich ihr erster Partner. Bei der Entjungferung hatte sie große Schmerzen, da schalt sie mich einen Stümper. Auch im weiteren Verlauf der Beziehung beklagte sie sich immer wieder über meine Unerfahrenheit, weil sie nicht oder selten zum Orgasmus kam. Auf meinen Vorschlag, diese Erfahrung nachzuholen, reagierte sie mit Krieg. Es war nie wieder gut im Bett.
Dann tauchte eine Freundin von ihr auf und wollte mich. Ich war reif zum Pflücken. Jetzt muss ich es Wieland überlassen, in welche Untergruppe seiner Begründungen das nun fällt.
Wir haben schon unsere eigenen Probleme mit unseren „Männern“… Aber letztlich brauchen wir sie einfach! Oder wer stimmt hier nicht zu? :-)
Ich glaube, der Mann wird irgendwie ständig vom „Jadgtrieb“ getrieben! Dann gibt es natürlich immer Unzufriedenheit in einer Beziehung und wenn sich eben die Gelegenheiten bieten, dann schlägt man (n) eben zu :-)